Die Beringer
Oft ist die Sprache vom opulenten Lager der Hirschfurtener, der Ritter sei gar dekadent hört man, und „Speisen wie die Götter unterm Hirschbanner“ ist längst ein geflügelter Satz. Doch ist dies nicht die ganze Wahrheit, denn ein jeder, der in den letzten Jahren Ser Ulrichs Lager aufgesucht hat, musste feststellen, dass es sich um viel mehr handelt. Denn neben den Hirschfurten findet sich stets das nicht minder hübsch anzusehende Lager der Beringer, jener kühnen Truppe unter der Führung des Freiherrn Liam von Freyberg. Ein nicht geringer Teil der Geschichte des Schmausens und Föllens liegt hier begründet, waren es doch die Beringer, die erstmalig morgendliches Rührei mit Spreck und Spanferkelfleisch, deftige Eintöpfe oder gar Schokoladentorten auf den Feldzügen gegen die Verfemten ins Spiel brachten, und so einen wichtigen Beitrag zum Erhalt von Kampfkraft und Truppenmoral leisteten.
Einst als Entsatz aus den Mittellanden nach Mythodea entsandt haben sich diese Streiter der Elemente in der Freienmark niedergelassen und sind dort längst heimisch. Das junge Beringen, ein verträumter kleiner Landstrich dessen fruchtbare Böden allerlei Nahrung zu liefern vermögen, liegt am malerischen Grünen See, einem stillen Gewässer in dem man nicht nur leckere Fische findet, sondern um das sich auch allerlei volkstümliche Legenden Ranken. Beispielsweise munkeln die Bauern der Gegend von einem Schäfer aus alter Zeit der sich mit dem Untot einließ und damit Terra selbst herausforderte, so dass er für seinen Hochmut in ein Schaf verwandelt wurde. In seiner Trauer um den Verlust des Menschenkörpers stürzte sich der Mann in die Fluten und ertrank, doch sein Pakt mit dem Nechaton wirkt bis heute, und daher, so flüstert das Volk, passiert es zuweilen in klaren Vollmondnächten, dass das tote Schaf dem See entsteigt und voller Sehnsucht den Mond anheult…
Aber dies sind Geschichten die Kinder zu ängstigen vermögen, die Streiter des Freiherrn lassen sich von derlei Erzählungen eher nicht aus der Ruhe bringen. Denn ein jeder von ihnen nicht minder mutig und beherzt als ihr Anführer selbst. Auf den Feldzügen begleiten diesen dann auch nur die ausgesuchtesten Krieger. Und diese verstehen ihr Handwerk aufs vortrefflichste. Zu nennen wären zunächst Jon und Okka, ein junges Paar welches sich neben dem Gefecht auf das Brauen des legendären Heidelberingers spezialisiert hat und deren Kinder Elena und Tom einmal herausragende Schützen beziehungsweise Heiler abgeben werden. Freya, die mutige Schildmaid, die nicht eine Schlacht auslässt, Piet, der sich jüngst der Truppe anschloss um sich auf dem Feld der Ehre einen Namen zu machen, Siegfried, ein altgedienter Recke in dem zuweilen ein wilder Berserker schlummert und der im Lager stets damit beschäftigt ist, jene zu verköstigen, die es wagen auch nur eine Stunde nicht ans Essen zu denken. Einer jedoch kann über all dies nur lächeln. Denn Kenson ist eigentlich für alles gut, nein, er ist besser. So oft schon scheiterten Versuche den fähigen Schützen abzuwerben und nicht umsonst heißt es in Adelskreisen: „jeder sollte einen Kenson haben!“
Der Anführer Liam hat sich derweil über das ihm gegebene Kommando hinaus verdient gemacht. Als Hauptmann der legendären Eisernen Faust führte er in den ersten beiden Feldzügen gen Kelriothar die Ehernen in die Schlacht, und auch heute, längst ist die Faust dem Blutpakt beigetreten, hält der charmante großgewachsene Mann die Truppe stets zusammen. So hat er nicht nur den Befehl über die wackeren Beringer, sondern kann jederzeit auch mit der Unterstützung Hirschfurtens, der Soliten und in Teppichangelegenheiten auch mit den Karawanern rechnen.
Ja, man kann wohl sagen, die Beringer sind Hirschfurtens wichtigster Bündnispartner. Denn im Streit für die große Sache wurden Furtländer und Beringer mehr als nur Bündnispartner, die beiden Häuser wurden Freunde, und das Band welches sie verbindet ist von Feuer und Stahl! Als Parteien des Blutpaktes, Wächter des Eisernen Glaubens und Streiter für die gute Sache stehen sie nun zusammen, erschlagen das Gepacke aller Welten und feiern ihre Siege wie es nur wahren Helden anstehen mag.
Ein Hoch auf Sir Ulrichs Scriptor!
Wer außer ihm könnte solch prunkvollen Berichte abliefern?!